Willkommen auf unserer Geschichts-Seite, wo wir die tiefen Wurzeln und die fesselnde Entwicklung des Siu Lam Wing Chun, einer Form des traditionellen Shaolin Kung Fu, beleuchten. Erfahre mehr über den Ursprung des Wing Chun, das direkt auf die Lehren des legendären Mönchs Bodhidharma zurückgeht und dessen Einfluss bis in die heutige Zeit reicht. Tauche ein in die Historie dieses einzigartigen Kampfkunststils, von seinen Anfängen im ersten Siu Lam Tempel bis zu seiner weltweiten Verbreitung und Anerkennung als eine der effektivsten Selbstverteidigungskünste.
Von der Provinz Fujian in Südchina reiste der Buddhistische Mönch Bodhidharma (Damo) zuerst nach Qingyuan in der Provinz Guangdong und von dort aus in den Norden Chinas, in die Henan Provinz.
Damo meditierte 9 Jahre vor einer Wand, gründete den Chan-Buddhismus1 und damit die Shaolin-Schule2. Die Mönche übten sich bis dahin in der daoistischen Kampfkunst Taiji Quan (kantonesisch Tai Gik Kyun).
Der Tempel in Henan selbst wurde bereis im Jahr 496 erbaut. Doch erst mit den Lehren Damo's und der Verbindung zum Chan-Buddhismus, der untrennbar mit der Kultur der Shaolin verbunden ist, wurde die Shaolin-Schule in Henan um das Jahr 527 gegründet.
Nach und nach verbreitete sich die Chan-Lehre in China und es entstanden mehrere Tempel, die der Shaolin-Schule angehörten.
Die Ming Dynastie war mit dem Shaolin-Tempel befreundet, in dem zu dieser Blütezeit des Shaolin Kung Fu ca. 2500 Mönche lebten und unterschiedliche Kampfstile trainierten.
Gelegentlich wurden Shaolin Mönche vom Kaiser angefordert um das Militär in Krisenregionen zu unterstützen.
Der Ming Kaiser konnte mit zwei Leibwächtern fliehen.
Verbündete der Ming Regierung gerieten zunehmend unter Druck und ergriffen die Flucht.
In der Qing Dynastie wurde der Shaolin Tempel in Henan mehrfach zerstört.
Allgemein anerkannt ist, dass die „Chinesischen Freimaurer“ von einer Gruppe von Shaolin-Mönchen gegründet wurde, mit dem Ziel, die Qing-Dynastie zu stürzen und die Herrschaft des chinesischen Han-Volkes wiederherzustellen. Nach dieser Zeit breiteten sich die Chinesischen Freimaurer weit aus und entwickelten sich in viele Gruppen/Linien. Eine davon war die Himmel und Mensch Gesellschaft.
Ein Leitspruch der Chinesischen Freimaurer wurde folgendermaßen in der Linie des Siu Lam Wing Chuns weitergegeben:
Sprich immer mit Entschlossenheit,
Vergesst die Han-Nation nicht,
der Frühling wird wiederkommen
永言矢志;
毋忘漢族;
大地回春
Wing yun chi jee;
Mo mong Hon juk;
Dai dei wui chun1
Wenn sie dieses Motto aussprachen, konnten sie ihre Brüder eindeutig identifizieren. Um seine Anwendung zu erleichtern und seinen revolutionären Charakter vor den Qing zu verbergen, wurde das Motto schließlich auf das erste und letzte Wort verkürzt: 永春 (Wing Chun, “immer Frühling” oder “immerwährender Frühling”). Dies wurde zum Namensgeber für ihre Kampfmethoden.1
In der Tradierung der Loeng Zaan Linie gibt es kleine Unterschiede. Erstens gibt es einen zusätzlichen dritten Vers: “gebt uns unser Zuhause zurück” (還我河山, waan ngo ho saan). Zweitens wurde der ganze Spruch anders abgekürzt, indem die ersten beiden Worte 永 (immer) und 言 (sprechen) zusammengefügt wurden, woraus sich 詠 ergibt - “ein Lied singen” (ebenfalls “Wing”). In der Loeng Zaan Linie lautet somit die ganze Abkürzung und daher auch der Name der Kampfkunst: 詠春 - ein Lied vom Frühling singen. Aus dieser Linie entwickelte sich schließlich das heutig sehr bekannte Yip Man Wing Chun.2
Die Unterscheidung zwischen 永春 - immerwährender Frühling - des Siu Lam Wing Chun und 詠春 - ein Lied vom Frühling singen - des Loeng Zaan Wing Chun kann jedoch leicht übersehen werden, da einerseits im Kantonesischen beide Aussprachen relativ ähnlich klingen und andererseits beide Namen in der romanischen Schreibweise oftmals gleich geschrieben werden: Wing Chun.
Quellen:
Im Bereich des Pearl River Delta in Guangdong waren Operntruppen auf roten Dschunken unterwegs, um von Stadt zu Stadt zu fahren und Opernvorstellungen zu geben.
Durch ihre Bühnenfiguren konnten die Darsteller der kantonesischen Oper ihre Unzufriedenheit mit den sozialen Ungerechtigkeiten unter dem Qing-Regime zum Ausdruck bringen. Die Darsteller der Red Boat Troupes wurden oft zur Zielscheibe von Verfolgungen, weil sie maßgeblich an der Anführung von Aufständen gegen die Dynastie beteiligt waren. 1911 trugen Mitglieder der Truppe maßgeblich zum Sturz der Qing-Dynastie bei. Mit der Gründung der Republik erlebten die Red Boat Truppen eine Blütezeit und traten in ein goldenes Zeitalter ein.
Auf der Roten Dschunke von Wong Waa Bo kam ein fliehender Mönch unter, der wohl ein "sehr netter Chan-Meister" war. So wird dieser Mönch in Legenden Zi Sin Sin Si genannt, was übersetzt "Sehr Netter Chan-Meister" heißt. Loeng Ji Tai war der Bootsmann und er lernte Langstocktechniken von Zi Sin, da er bereits durch das Staaken des Bootes mit dem Stock umgehen konnte.
Ebenso wurde eine Holzpuppe auf der Roten Dschunke angebracht und Zi Sin lehrte die Holzpuppenform und die Handtechniken an Wong Wah Bo.
Wong Wah Bo und Loeng Ji Tai unterrichteten San Gam, einen Schauspieler der Operntruppe, der aufgrund seiner mangelnden Gesangskünste nur für Kampfszenen eingesetzt wurde.
Der Kaiser der Liang Dynastie beauftragte den Bau des Feilai Tempels in Qingyuan, in der Provinz Guangdong. Der Tempel wurde 524 eingeweiht. Damo selbst kam hier auf seiner Reise von Südchina nach Nordchina vorbei und es gibt dort einen Stein in den der Text "Damos Stein" eingraviert ist.
Der Shaolin-Mönch Zi Sin kam laut Legende im Feilai Tempel unter, nachdem er die Rote Dschunke verlassen hatte. Hier unterrichtete er laut Familienaufzeichnungen der Tang Familie den Händler Tang Bun, auf dessen Route der Feilai Tempel lag. Zi Sin unterrichtete die Wing Chun Kyun Handform und Teile des Langstockes und die Holzpuppenform an Tang Bun und als Zi Sin sagte, er wolle weiterziehen, schickte er Tang Bun zur Roten Dschunke, um dort von Wong Wa Bo und Loeng Ji Tai weiterzulernen. Tang Bun suchte dann Loeng Ji Tai auf und stellte fest, dass sich Langstock, Holzpuppe und Handtechniken etwas von dem unterschieden, was er im Feilai Tempel von Zi Sin gelernt hatte. Beides unterrichtete er später an seinen Sohn Tang Zau.
Der Feilai Tempel wurde seit dem Jahre 1850 drei mal zerstört und wurde in den 1970ern wiederaufgebaut.
1997 wurde bei einem Erdrutsch alles in den Fluß gespült. Nur das alte Tor des ursprünglichen Tempels steht heute noch. 2004 wurde der Wiederaufbau abgeschlossen.
Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über unsere Kampfkunst stammen aus dem Jahr 1852. Jedoch konnten im Feilai Tempel aufgrund der Zerstörungen und des Erdrutsches keine Aufzeichnungen über Zi Sin's Anwesenheit gefunden werden. Ebenso wusste bei unserer Recherche 2018 vor Ort niemand von einem Aufenthalt Zi Sin's.
Bild-Quelle:
V0037287 A group of buildings on the river bank
Credit: Wellcome Library, London. Wellcome Images images@wellcome.ac.uk http://wellcomeimages.org
A group of buildings: houses, a temple, or a homestead, on the bank of a broad river, with mountains behind to the left. Siam Photograph 1865 - 1866 By: John ThomsonPublished: -
Copyrighted work available under Creative Commons Attribution only licence CC BY 4.0
Tang Syun war Schüler von Fung Siu Cing. Fung Siu Cing hatte das Siu Lam Wing Chun auf der Roten Dschunke von San Gam gelernt. Tang Syun lernte auch in seinem Heimatdorf das Siu Lam Wing Chun von Tang Zau.
Der Percussion-Laden von Tang Pok in Foshan wurde ein Treffpunkt von Siu Lam Wing Chun Praktikern und Meistern.
Tang Syun unterrichtete hier zusammen mit Tang Pok. Fung Siu Cing war zu Besuch und einige seiner Schüler vertieften hier ihr Wissen über die Langstock-Techniken. Hier wurde die Soeng Gung Handform praktiziert, die Tang Syun von Yeung Tim gelernt hatte.
Insgesamt wurde hier mehrere Jahrzehnte trainiert und unterrichtet und es war ein Ort an dem mehrere Siu Lam Wing Chun Linien zusammenfließen konnten und so entstand ein erstes zusammengefasstes Curriculum.
Auch die sehr umfangreiche Langstock-Form, die auf einer Vielzahl von gesammelten Langstock-Techniken zurückgeht wurde hier soweit entwickelt, dass Tang Yik sie später ab seinem 10. Lebensjahr von seinem Vater Tang Syun erlernen konnte.
Nach mehreren Zerstörungen während der Qing Dynastie wurde der Shaolin Tempel in Henan ebenfalls 1928, nun von der Republik China zerstört. Das Ende des Tempels war nach 1949, nachdem die kommunistische Party die Macht übernahm.
Während des „Großen Sprungs nach vorn“ zwang die Partei die Mönche, das Land zu verlassen und in das "normale" Leben zurückzukehren. Der Rest der buddhistischen Bücher und Lernmaterialien wurde zerstört. Während der vierjährigen Großen Hungersnot wurden die Ländereien des Shaolin-Tempels verstaatlicht. Der Rest der Mönche, die dort untergebracht waren, konnte dort nicht weiterleben. Dann kam die Große Kulturrevolution. Da der Tempel schon vorher Land besessen hatte, wurde der Abt als Großgrundbesitzer und Feind der Arbeiterklasse kritisiert. Zu dieser Zeit lebten eigentlich nur noch der Abt und sein Assistenzmönch im Tempel.
Erst nach dem weltweiten Erfolg des Filmes "Shaolin Tempel" im Jahre 1982 mit Jet Li gewann Shaolin für die kommunistische Partei wieder an Bedeutung und der Tempel in Henan wurde wieder aufgebaut und mit buddhistischen Mönchen besetzt. In dem Tempel selbst befindet sich die staatliche Wushu-Schule „Wushu-Guan“. Die akrobatischen Darbietungen dienen als Touristen-Attraktion.
Bild Quelle:
Wandbild aus dem Shaolin Tempel in Henan.
Das Bild zeigt authentische Übungsszenen aus der Blütezeit des Shaolin Kung Fu.
Der Geschäftsmann Way Yan war Inhaber eines Gefügelladens auf dem Gelände des Obstgroßmarktes im Bezirk Yau Ma Tei in Hong Kong. Der Markt liegt heute noch an der Waterloo Road, einer Seitenstraße der Nathan Road. Neben dem Geflügelladen von Way Yan waren dort bis Mitte der 1960er auch andere Fischgeschäfte und Lebensmittelgeschäfte, die dann auf andere Marktflächen verteilt wurden.
Way Yan war sehr an Kampfkunst interessiert und als Schüler von Siu Lam Wing Chun Meister Lo Chiu Wun erfuhr Way Yan, dass Tang Yik nach Hong Kong geflohen ist und noch keine Bleibe hatte. Da Tang Yik und die Tang Familie ebenfalls für ihr Siu Lam Wing Chun berühmt waren, bot Way Yan das Obergeschoss seines Geschäftes als Unterkunft an. Hier wurde auch eine Holzpuppe installiert und neben Tang Yik und Lo Chiu Wun gesellten sich später auch Chu Chun Man und Taam Gong in die Runde der Siu Lam Wing Chun Meister. Da sie hier viel Zeit verbrachten, diskutierten und trainierten, wurden die Vier im Hongkonger Kampfkunstkreis schnell bekannt als die "Vier Tiger des Siu Lam Wing Chun".
Tang Yik hatte hier auch einige Schüler und der Ort wurde zu einem angesagten Wing Chun Insider Ort. Auch der später durch seinen Schüler Bruce Lee sehr berühmt gewordene Yip Man war gelegentlich zu Gast und es wird behauptet, er wäre beim Training aus versehen über einen Stuhl geflogen.
Durch den regen Austausch der Siu Lam Wing Chun Meister, die aus verschiedenen Richtungen stammten, wurde erneut ein gemeinsames und aktuelles Curriculum geschaffen. Denn da die Zeit der Wing Chun Familien zu Ende ging, sollte die Essenz einer jeden Linie in das gemeinsame Curriculum einfließen. So etwa Chu Chun Man, ursprünglich aus Macau war Schüler von Dung Zik und Dung On, zwei Brüder und Schüler von Fung Siu Cing. Ebenfalls Schüler von Dung Zik und Dung On war Taam Gong. Lo Chiu Wun hingegen brachte die Saam Baai Fat Handform in das Curriculum ein.
In den 1960er Jahren bewunderte der Vater des bekannten Dramatikers Lam Ka-Sing, Lam Heung Wing, Tang Yiks Siu Lam Wing Chun und sein Geschick mit dem Langstock. Er lud Tang Yik ein, die Künstler in seinem Theaterclub in der Nathan Road zu unterrichten. Nach mehreren Jahren Unterricht machten die Schüler gute Fortschritte. Danach wurde der Club wegen Renovierung geschlossen, und der Unterricht wurde eingestellt.
Von da an unterrichtete Tang Yik das Siu Lam Wing Chun nicht mehr öffentlich, aber er gab einigen gutherzigen, talentierten und langjährigen Schülern wie Chan Hoi Syun, Yung Tai Long, Kwong Chak Cheung und Wong Wing Keung Privatunterricht.
Ende der 1960er war auch Michael Tang Chun Pak, Großneffe von Tang Yik, einer seiner Schüler.
Chan Hoi Syun hat ein äußerst umfangreiches Set an 8mm Aufnahmen angefertigt, von Tang Yik, Kwong Chak Cheung und anderen. Die meisten Aufnahmen stammen von Yung Tai Longs Dach in Nord-Ost-Kowloon, so wie das hier gezeigte Standbild.
Tang Yik's langjährigster Schüler Chan Hoi Syun, mit 25 Jahren Unterricht, unterrichtet selbst nicht.
Kwong Chak Cheung zog in den 1990ern nach Kanada und starb dort bei einem Autounfall.
Wong Wing Keung lebt heute in Amerika.
Bild Quelle:
Michael Tang Chun Pak lernte in den Semesterferien 1969 von seinem Großonkel Tang Yik. Er wuchs im Haus in der Playing Fields Road auf.
Nachdem seine Eltern früh starben, bot er Tang Yik an, bei ihm zu wohnen, im Wohnzimmer war eine Holzpuppe montiert.
Tang Yik lebte hier bis 1990, zog dann zurück in sein Heimatdorf Namhoi in Guangdong um dort 1991 zu sterben.
Tang Yik hinterlässt eine 1,5 Stunden lange Audioaufnahme in dem er die Geschichte der Tang Familie erzählt, zahlreiche 8mm Aufnahmen mit Handformen, der Holzpuppenform, der vollständigen Langstockform, Langstockpuppe und Partnerübungen.
Neben den handschriftlichen Aufzeichnungen mit Beschreibungen der Techniken, Handbrücken und Prinzipien des Siu Lam Wing Chun hinterlässt er ebenfalls ein Rezept der Kräutermedizin (Dit Daa Joek), die innerhalb des Siu Lam Wing Chun benutzt wird gegen blaue Flecken und stumpfe Verletzungen. Das Rezept soll bis zum Siu Lam Tempel zurückreichen.
Meister Peter Scholz lernte von 1997 bis 2008 von Sifu Jörg Weidner aus der Linie von Andreas Hoffmann, Cheng Kwong, Way Yan und Lo Chiu Wun, 2012 von Apolo Chiu aus der Ignatius Siu, Chan Wing Yue und Chu Chun Man Linie, von 2009 bis 2018 von Michael Tang Chun Pai und ab 2018 von Peter Wong Wing Keung.
Bettina-Pela Scholz lernte von 2001 bis 2010 von Sifu Jörg Weidner, Sifu Michael Enzinger und Sigung Andreas Hoffmann aus der Cheng Kwong, Way Yan und Lo Chiu Wun Linie.
Unsere Schule wurde 2010 zusammen von Meister Peter Scholz und Bettina Pela-Scholz in den Berliner Räumen der Conrad-Blenkle-Straße 2 gegründet und 2023 auf die Räume der Conrad-Blenkle-Straße 3 erweitert.
Seit 2015 arbeitet Peter Scholz zusammen mit seiner Schülerin, Hong Kong Chinesin und Journalistin Janet Yuen, an der Übersetzung der handschriftlichen Aufzeichnungen der Siu Lam Wing Chun Linien.
2020 gründeten wir die Online-Akademie "Vade Mecum" um die Schüler*Innen weiterführend zu unterstützen und den Lehrer*Innen didaktisch zur Seite zu stehen.
Seit 2019 nimmt unsere Schule erfolgreich an Internationalen Wettkämpfen teil, in den Bereichen Handformen, Waffenformen, Holzpuppe, Punktekampf und Sanda.
Seit 2023 findet dreimal wöchentlich der Open Ci Sau Workout in unserer Powerbox statt und wir folgen hierbei der Philosophie des offenen Austausches des Feilai Tempels, der Roten Dschunke, des Jyun Wo Percussion-Ladens und des Dai Dak Lan.
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S41 S42 S8 S85